3.1.3 Das Anforderungsprofil


Die grundsätzlichen Anforderungen an einen zu erlernenden Beruf sind in der jeweiligen Bildungsverordnung festgehalten. Zusätzliche Informationen – beispielsweise über Voraussetzungen, notwendige Vorbildung und Anforderungen – geben die Berufsbilder, die auf dem schweizerische Informationsportal der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung publiziert werden.

Grundlagen für das Anforderungsprofil des Berufs. Verordnungen und Berufsbilder sind jeweils allgemeingültig formuliert. Für jeden einzelnen Lehrbetrieb ist es deshalb wichtig, ein firmenspezifisches Anforderungsprofil für Lernende zu erstellen, wobei die in den Bildungsverordnungen beschriebenen Voraussetzungen als Grundlage dienen. Weitere Informationsquellen zur Erstellung eines Anforderungsprofils sind die Berufsbilder des entsprechenden Berufs. Aus diesen Dokumenten lässt sich ableiten, welche Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen die zukünftige lernende Person mitbringen muss, damit sie die berufliche Grundbildung erfolgreich absolvieren kann. Für die Selektion (Auswahl) ist es wichtig, dass das Anforderungsprofil immer den neuesten Anforderungen des zu erlernenden Berufs und der aktuellen Situation des Lehrbetriebs entspricht. Die OdA stellen Unterlagen zur Verfügung (z.B. Ausbildungsprogramme).

Die Berufsbildner/innen kennen ihren Betrieb und die Anforderungen, die an die Ausbildung in ihrem Beruf gestellt werden. Berufskenntnisse und Erfahrungen sind wichtig, um das Anforderungsprofil praxisgerecht zu erstellen.

Kultur und Charakter eines Lehrbetriebs. Die Anforderungen, die im zu erlernenden Beruf an die zukünftig Lernenden gestellt werden, können mit Hilfe der erwähnten Unterlagen recht präzise definiert werden. Oft weniger genau – aber trotzdem wichtig – kann vorausgesagt werden, welcher Charakter einer Bewerberin oder eines Bewerbers zum Charakter des Unternehmens passt. Ausrichtung und Kultur des Unternehmens sind prägende Elemente, wenn es um die Rekrutierung von Personal oder eben auch von Lernenden geht. Nicht jede lernende Person fühlt sich in einem multinationalen Konzern wohl. Andere wiederum schätzen eine hektische Umgebung. Dritte lieben es, als Generalisten von A bis Z alles selbst zu erledigen. Und wieder andere wollen doch lieber Fachspezialistinnen sein. Wie sieht die berufliche Umgebung im eigenen Betrieb aus? Ein Unternehmensprofil kann dabei helfen, der Kandidatin oder dem Kandidaten im Bereich der sozialen Kompetenzen und des Verhaltens auf den Zahn zu fühlen und die richtigen Fragen zu stellen. Wichtig ist, dass die Erwartungen des Lehrbetriebs möglichst mit den Erwartungen der zukünftig lernenden Person übereinstimmen. Dies gilt es während des Selektionsverfahrens herauszufinden.

Vorgehen beim Erstellen eines eigenen Anforderungsprofils. Das Anforderungsprofil muss realistische Vorgaben enthalten. Das bedeutet, dass von Jugendlichen, die sich bewerben, nur Kompetenzen verlangt werden können, die ihrem Alter und Bildungsstand entsprechen. Zudem sollten die gewünschten Kompetenzen während des Rekrutierungsverfahrens überprüfbar und bewertbar sein. Überlegt werden muss, welche Personen im Betrieb bereits Erfahrungen mit der beruflichen Grundbildung haben oder als Berufsbildner/innen vorgesehen sind. Wenn verschiedene Personen an der Ausbildung beteiligt sind, ist es sinnvoll, das Anforderungsprofil gemeinsam zu entwickeln.

Anforderungskatalog erstellen. Mit Hilfe der eingangs erwähnten Unterlagen lassen sich die geforderten Fach- und Methodenkompetenzen relativ rasch definieren. Einzelne betriebsspezifische Anpassungen der Fachkompetenzen (z.B. erweiterte Fremdsprachenkenntnisse in einem international tätigen Unternehmen) und Methodenkompetenzen (z.B. Problemlösungstechniken aufgrund des innerbetrieblichen Organisationsgrades) ergeben sich aus den spezifischen Anforderungen des Lehrbetriebs. Die erforderlichen Sozialkompetenzen leiten sich aus dem besonderen Umfeld des Lehrbetriebs ab und müssen speziell definiert werden. In dieser Phase sollten alle erforderlichen Sozialkompetenzen in den Anforderungskatalog aufgenommen werden.

Anforderungskatalog kritisch überprüfen. Der Anforderungskatalog ist nach der Erstellungsphase sehr wahrscheinlich recht umfangreich geworden. Am besten ist es, ihn zwei Wochen ruhen zu lassen. Nachher müssen die einzelnen Kompetenzen kritisch überprüft werden, indem jeder Punkt bewertet wird. Es ist wichtig, sich immer die Frage zu stellen, ob die aufgelistete Kompetenz realistisch und überprüfbar ist. Wenn die Möglichkeit vorhanden ist, lohnt sich ein Vergleich mit einem Anforderungsprofil aus einem anderen Lehrbetrieb.

Anforderungsprofil formulieren. Ins Anforderungsprofil werden nur Kompetenzen aufgenommen, die für die Umsetzung in der Realität als zwingend oder erwünscht taxiert worden sind, im Zweifelsfall ist es besser, eine Anforderung wegzulassen.

Quelle: Handbuch betriebliche Grundbildung, SDBB 2013







 

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