1.7.5 Die Modellrechnung für einen Lehrbetrieb


Die Verantwortlichen der Betriebe werden sich für den Entscheid, Lernende auszubilden, nicht auf rein materielle Fragestellungen beschränken. Berufsbildung heisst, dafür zu sorgen, dass ein qualifizierter Berufsnachwuchs zur Verfügung steht, der zu einem grossen Teil in der Praxis ausgebildet wird. Ein zweiter Gedanke gilt jedoch der Frage, wie sich denn die Sache überhaupt rechnet.

Kosten und Erträge. In der Regel fallen vor allem vier Kostenarten ins Gewicht:

Die von der lernenden Person erwirtschafteten Erträge lassen sich aufteilen in:

Ein Beispiel eines Schreinerbetriebs. Branchenübergreifende durchschnittliche Kostenrechnungen weisen eine zu grosse Streuung auf, um ein korrektes oder konkretes Bild geben zu können. Die Berechnung der effektiven Kosten und Erträge aus verrechenbaren Leistungen hängt von vielen Faktoren ab: Der Grösse und Organisation eines Betriebs, der Branche, der technischen Infrastruktur und der individuellen Leistungsfähigkeit der Lernenden. Diese und weitere Faktoren spielen eine Rolle. Wir übernehmen deshalb das Beispiel des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten des Kantons Luzern, der eine Modellrechnung für seine Mitglieder ausgearbeitet hat. Die Zahlen wurden in Zusammenarbeit mit ausgewählten kleinen und mittelgrossen Betrieben erarbeitet.

Schlussfolgerungen. Mit jedem Lehrjahr nehmen die Leistungen einer lernenden Person und damit die Erträge aus verrechenbaren produktiven Arbeiten zu. Gleichzeitig reduziert sich der für die Betreuung und Ausbildung nötige zeitliche Aufwand. So überwiegen in der ersten Zeit der beruflichen Grundbildung die Kosten. Der Erfolg von Fr. 12'880 über die ganze Lehrzeit kommt dank dem letzten Lehrjahr zustande.

Einschränkend ist zu sagen, dass bei diesem Beispiel von einem normalen bis optimalen Verlauf der beruflichen Grundbildung ausgegangen wird. Je nach Situation kann das Ergebnis nach oben oder nach unten abweichen. Das Modellbeispiel berücksichtigt auch nicht den Fall eines Abbruchs der beruflichen Grundbildung. Dort spielt die Tatsache, dass die grössten Kosten bei Beginn der beruflichen Grundbildung anfallen, eine wichtige Rolle.

Was ist wichtig? Für Betriebe, die ihren Berufsnachwuchs gut ausbilden und fördern, kann sich die Ausbildung von Lernenden auch finanziell lohnen. Entscheidend für den Erfolg ist eine solide und sorgfältige Einführung zu Beginn der beruflichen Grundbildung. Neben den Fachkompetenzen (handwerkliches Geschick, technisches Können und fachliches Wissen) müssen auch die Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz gefördert werden, um die jungen Leute effizient in den Arbeitsprozess zu integrieren. Die Stichworte dazu sind: Arbeitsmethode, Lernfähigkeit, Selbstständigkeit, Teamfähigkeit, Voraussetzungen also für die konkrete Handlungsfähigkeit.

Quelle: Handbuch betriebliche Grundbildung, SDBB 2013





 

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