4.1.2 Die Berufsfindung als Prozess


Prozess, das Wort ist wichtig. Am Schluss steht der Entscheid für diesen oder jenen Beruf und für eine bestimmte Lehrstelle. Bis jemand einen Lehrvertrag unterschreibt, passiert einiges, denn ein Prozess braucht Zeit. Am Anfang stehen meist Wünsche, die sich jedoch verändern können. Eine Vielzahl von Faktoren steuert und beeinflusst den Prozess. Die Berufswelt hat sich gegenüber früher verändert, Berufsbilder wandeln sich schneller und häufiger. Auf der anderen Seite ist die Berufswahl nicht mehr ein Entscheid für das ganze Berufsleben. Ein Berufswechsel sowie der Einstieg in weiterführende Ausbildungen sind heute Bestandteil von fast allen Lebensläufen und werden es in Zukunft noch vermehrt sein. Trotzdem bleibt die erste Berufswahl für jeden jungen Menschen etwas sehr Wichtiges.

Berufswahlhelfer. Die Selbsthilfe ist das wichtigste Element für einen guten Entscheid. Junge Leute sollen ja so weit als möglich selbst entscheiden, wie sie ihre berufliche Zukunft gestalten wollen. Dafür stehen ihnen eine Reihe von Personen und Institutionen zur Verfügung, die mithelfen können. Die Eltern kennen meist einen Teil der Berufswelt und ihre Kinder, für die sie auch verantwortlich sind. Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen haben einen wichtigen Einfluss und helfen auch weiter, allerdings besteht hier die Gefahr der gegenseitigen Beeinflussung. Die Schule hat einen Auftrag für die Berufswahlvorbereitung. Je nach Lehrperson sieht die Gestaltung dieser Vorbereitung anders aus; es geht aber immer um die systematische Begleitung im Prozess der Berufsfindung. Schliesslich sind das BIZ (Berufs-Informations-Zentrum) und die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung neutrale Stellen, die umfassend informieren und deren Mitarbeiter/innen im Gespräch und mit diagnostischen Mitteln auf die einzelne Person eingehen.

Sich selbst kennen lernen. Das ist für niemanden eine leichte Sache. Trotzdem hat die Selbsteinschätzung eine grosse Bedeutung. Was will ich? Was kann ich? - Neigungen sind besondere Interessen für bestimmte Tätigkeiten, Materialien, Wissensgebiete oder Arbeitsweisen. Fähigkeiten sind schulische und ausserschulische Anlagen oder Eigenschaften in bestimmten Gebieten. Beispiele sind sprachliche, mathematische, technische oder soziale Fähigkeiten. Schliesslich soll jemand von sich selbst ein klareres Bild haben und sich im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten einordnen können.

Berufe kennen lernen. Wünsche und Realität sind oft nur mit Schwierigkeiten in Übereinstimmung zu bringen. Es ist deshalb wichtig, sich von den Berufen und dem Lehrstellenangebot ein möglichst genaues Bild zu machen. Eine erste Übersicht und Ordnung schaffen die 22 Berufsfelder. Berufskundliche Informationen sind bei den Berufsinformationszentren erhältlich. Hat jemand bereits klarere Vorstellungen, helfen Gespräche mit Berufsleuten. Diese können, weil sie die Praxis kennen, anschaulich über die Arbeitswelt berichten und viel über einen Beruf sagen. Mit neutralen Personen, wie mit der Lehrer/in und der Berufsberater/in, aber auch mit den Eltern, können die gesammelten Informationen aufgearbeitet werden. In einer Schnupperlehre können die Jugendlichen ihren Berufswunsch allerdings am besten überprüfen.

Berufswahlentscheid. Mit ihm begeben sich die jungen Menschen auf den Arbeitsmarkt, auf dem Angebot und Nachfrage selten im Gleichgewicht sind. Manche können aus verschiedenen Lehrstellen auswählen, andere finden keine in ihrem Wunschberuf. Das Angebot hängt von der Anzahl der Suchenden, der Beliebtheit des Berufs, den regionalen Verhältnissen (etwa Stadt - Land), den Leistungsanforderungen, der Konjunktur usw. ab. Häufig müssen Schülerinnen und Schüler auf eine zweite oder dritte Variante ausweichen, um eine Lehrstelle zu bekommen. Ist der Wunsch nach einem bestimmten Beruf sehr ausgeprägt, kann mit einem Brückenangebot das Ziel eventuell ein Jahr später erreicht werden. Jedoch sollte nicht vergessen werden, dass die Arbeitswelt Flexibilität verlangt. Das Lernen eines alternativen Berufs schliesst nicht aus, später in den Wunschberuf einzusteigen - wenn man dann immer noch will. Brückenangebote sollten nicht gleichbedeutend sein mit dem Hinauszögern von Entscheiden, sie können aber in bestimmten Situationen Sinn machen.

 





 

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