3.1.2 Die Lernvoraussetzungen


Die umfassende Integration der Lernenden in den Betrieb, ins Team und in den Arbeitsprozess ist die beste Voraussetzung für das erfolgreiche berufliche Lernen. Der Umgang unter den Mitarbeitenden, die Art des Arbeitsplatzes, die Kundenbeziehungen, die Art und Weise der Auftragserfüllung und vieles mehr prägen die Kultur jedes einzelnen Betriebs. Es gilt, die jungen Menschen sorgfältig in diese betrieblichen Eigenheiten einzuführen.

Arbeitstechnische Voraussetzungen. Arbeitstechnische Voraussetzungen können ein handwerkliches Geschick oder eine Sprachbegabung sein, ohne die es schwierig ist, einen bestimmten Beruf zu lernen. Wichtig ist es zudem, herauszufinden, über welche Arbeits- und Lerntechniken die lernenden Personen verfügen, diese Techniken bei der praktischen Ausbildung zu berücksichtigen und weitere zu vermitteln.

Fachliche Voraussetzungen. Die Fachkompetenz – das Wissen, die Fähigkeiten und Fertigkeiten – wird vor allem durch den jeweiligen Beruf geprägt. Das eigentliche Know-how des Berufs steht im Vordergrund. Hier stellen sich Fragen wie: Auf welchem Wissen kann aufgebaut werden? Welche Arbeitsvorgänge und Fachbegriffe sind schon bekannt?

Soziale Voraussetzungen. Hier widerspiegeln sich die Auswirkungen des sozialen Umfelds, in dem die lernende Person aufgewachsen ist. Welche Grundhaltung hat die lernende Person gegenüber anderen Leuten, eine positive oder negative? Wie kann sie mit anderen Menschen umgehen? Ist sie freundlich gegenüber ihren Arbeitskollegen und -kolleginnen? Kann sie Vorgesetzte akzeptieren? Wie ist das Verhältnis zur Berufsbildnerin oder zum Berufsbildner?

Emotionale Voraussetzung. Die Lernenden sind zu einem wesentlichen Teil selbst verantwortlich für den Lernerfolg. Allerdings sind sie im Verlauf der beruflichen Grundbildung nicht immer gleich motiviert; das Lernverhalten kann sich verändern. Es ist wichtig, von Zeit zu Zeit die Frage der Motivation mit den Lernenden zu klären. Je nach Situation kann das Lernverhalten oder der Lernprozess verändert und damit der Lernerfolg verbessert werden.

Kulturelle Voraussetzungen. Welchen kulturellen oder sprachlichen Hintergrund bringt die lernende Person mit? Eventuell ist sie – oder ihre Eltern – in einem anderen Kulturraum aufgewachsen, Deutsch ist nicht ihre Muttersprache. Auch innerhalb der gleichen Kultur kommt es zu unterschiedlichen Voraussetzungen: Stammt eine junge Person aus einer Akademikerfamilie und lernt einen bauhandwerklichen Beruf, muss sie sehr wahrscheinlich lernen, mit dem eher rauen Klima, das in diesem Berufsfeld oft herrscht, umzugehen. Ebenso muss sich eine junge Lernende aus einer Arbeiterfamilie, die eine berufliche Grundbildung in einer Bank absolviert, an die Umgangsformen dieser Berufsgattung anpassen.

Individuelle Voraussetzungen. Neugier auf Neues ist die beste Lernvoraussetzung, Angst und Ungewissheit hingegen sind die grössten Lernbehinderer. Berufsbildner/innen können die Lernerfolge aktiv fördern, wenn sie den Lernenden täglich ihre Wertschätzung zeigen. Dabei dürfen sie nicht vergessen, dass jede lernende Person ein Individuum ist und ihre eigene Art zu lernen und zu arbeiten mitbringt. Damit die gegenseitigen Erwartungen klar sind, braucht es eine umfassende Information. Werden Aufgaben und Aufträge verständlich gestellt, können die damit verbundenen Ziele einfacher erreicht werden. Rückfragen zeigen das Interesse am Fortschritt der Lernenden und unterstützen den Lernprozess. Mit diesem Verhalten werden die Lernenden ermuntert, selbst Erfahrungen zu machen und den Beruf zu entdecken.

Quelle: Handbuch betriebliche Grundbildung, SDBB 2013







 

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