2.2.2 Vom Betrieb zum Lehrbetrieb


Mitverantworten und Mitgestalten. Die Berufsbildung ist eine gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft und Staat. Der einzelne Betrieb hat die Möglichkeit, sowohl als Lehrbetrieb bei der Ausbildung selbst, als auch als Mitglied einer Organisation der Arbeitswelt bei der Konzeption von Bildungsverordnungen mitzuwirken. Er entscheidet mit, wie ausgebildet und was vermittelt wird. Mit der Ausbildung von Lernenden sichern die Unternehmen den eigenen Nachwuchs, den Fortbestand des schweizerischen Berufsbildungssystems und übernehmen damit eine wichtige gesellschaftliche Verantwortung.
Die duale Berufsbildung weist einen hohen Qualitätsstand auf, ist bedarfsgerecht und praxisbezogen und im Vergleich zu allgemeinbildenden Schulen kostengünstig.

Berufsnachwuchs mit praktischen Erfahrungen. Das duale Berufsbildungssystem bewährt sich deshalb, weil Jugendliche schon früh in Arbeitsgemeinschaften der Betriebe integriert werden. Sie lernen die Arbeitswelt kennen, in der sie den Hauptteil ihrer beruflichen Grundbildung absolvieren, und haben bereits beim Abschluss praktische Erfahrungen. Der Lerntransfer funktioniert durch das Wechselspiel von Theorie und Praxis. Die Vernetzung der beruflichen Grundbildung mit der Praxis ist auch ein wichtiger Grund dafür, dass die Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz relativ gering ist.

Erhalten einer bewährten Tradition. Ein wichtiges Ziel jeder Form der Bildung ist, junge Menschen auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Berufsbildung stellt dieses Ziel ins Zentrum ohne jedoch die anderen Zielsetzungen der Bildung wegzulassen. Die Berufsbildung trägt ebenso zur gesellschaftlichen Integration bei und lässt Raum für die Entfaltung der individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Jungen Menschen eine Chance geben. Lehrbetriebe ermöglichen es jungen Menschen, eine berufliche Karriere zu starten. Auch Jugendliche, die auf Grund ihres Leistungsausweises zum Zeitpunkt des Schulabschlusses von Bildungsinstitutionen nicht aufgenommen würden, können dank Lehrbetrieben, die bereit sind, ihnen eine Chance zu geben, ins Bildungssystem – und somit in die Arbeitswelt – integriert werden. Sie erhalten beispielsweise die Möglichkeit, eine zweijährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) zu absolvieren.

Lohnende Investition. Mittel- und langfristig lohnt sich die Investition der Betriebe in die Berufsbildung, weil ihnen gut qualifizierte Arbeitnehmer/innen zur Verfügung stehen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich möglichst viele Betriebe an der Bildung von Lernenden beteiligen und so den wohl wichtigsten Beitrag für eine gesicherte Zukunft ihrer Branche leisten.

Kosten und Nutzen. In Lernende zu investieren, zahlt sich bereits während der Bildungsdauer aus: Lernende leisten auch produktive Arbeit. Laut verschiedenen Studien ergibt sich bei rund zwei Dritteln der Lehrverhältnisse ein Nettonutzen. Ein Drittel schliesst mit Nettokosten ab, wobei diese – bei Verbleib der Betreffenden im Betrieb – mittel- oder langfristig wieder gedeckt werden können. Beispielsweise weil Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten für neue Mitarbeitende entfallen oder oder weil durch die betriebsspezifische Ausbildung aus den Lernenden Fachkräfte geworden sind, die auf dem Arbeitsmarkt nicht zu finden wären.

Ein flexibles, auf die Praxis ausgerichtetes System. Die firmeneigene Berufsbildung kann rasch und flexibel auf veränderte betriebsinterne Bedürfnisse ausgerichtet werden. Lernende erwerben genau jene Kompetenzen, die für das Unternehmen von Bedeutung sind. Dieses System erfordert eine sorgfältige Planung der Bildung und ist gleichzeitig ein gutes Barometer darfür, welche beruflichen Qualifikationen und Kompetenzen in Zukunft Bedeutung haben.

Positive Wirkung nach innen. Die Ausbildung junger Berufsleute sichert dem Unternehmen eine ausgewogene Altersstruktur. Der Austausch zwischen Berufsfachschule und Lehrbetrieb sorgt für die kontinuierliche Entwicklung des Know-hows im Lehrbetrieb. Die Auseinandersetzung mit dem Ausbilden selbst, aber auch der zwischenmenschliche Kontakt mit jungen Menschen prägt das Betriebsklima.

Positives Signal nach aussen. Lehrbetriebe glauben an die Zukunft des eigenen Betriebs und ihrer Branche – sie sind am Puls der Zeit. Die Ausbildung von Lernenden stärkt das Image des Unternehmens bei Kunden und Kundinnen, Partnerinnen und Partnern und in der Öffentlichkeit.

Soziale Verantwortung übernehmen. Im schweizerischen Berufsbildungssystem tragen der Staat und die Wirtschaft gemeinsam sowohl eine ökonomische als auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung. Daraus ergibt sich die Forderung, das System zu steuern. Dazu gehört, die weitmöglichste Integration aller Jugendlichen in die nachobligatorische Bildung zu gewährleisten, d.h. die Lehrbetriebe müssen genügend Lehrstellen schaffen.

Ein Geben und Nehmen. Die berufliche Grundbildung ist geprägt von einem partnerschaftlichen Gedanken. Lehrbetriebe, die junge Berufsleute ausbilden, investieren einerseits Zeit, Personal und Geld. Andererseits erhalten sie auch etwas zurück, weil die Lernenden produktive Arbeit leisten und zudem frischen Wind in einen Betrieb bringen.

Quelle: Handbuch betriebliche Grundbildung, SDBB 2013





 

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